Machbarkeitsanalyse
Sie senden Zeichnung & Werkstoff; wir prüfen Nitriertiefen, Verzugstoleranzen und Kosteneffekte.
Hohlzahnräder in elektrifizierten Antrieben müssen heute zwei Gegensätze vereinen: maximale Festigkeit und geringes Gewicht.
Doch sobald diese dünnwandigen Bauteile mit klassischen Methoden wie dem Einsatzhärten behandelt werden, entsteht ein altbekanntes Problem – Verzug. Hohe Temperaturen um 900 °C, gefolgt von abruptem Abschrecken, setzen die Zahnkränze unter extreme Spannungen. Das Bauteil kann sich oval verformen oder Plan‑ und Rundlauf tolerieren nicht mehr einhalten; teure Schleif‑ und Richtprozesse sind die Folge. Genau an dieser Stelle setzt PLASNIT®, das Micropuls‑Plasmanitrierverfahren von RÜBIG, an.
Beim Einsatzhärten diffundiert zunächst Kohlenstoff bei großer Hitze in den Stahl. Anschließend wird das Werkstück rasch abgeschreckt, sodass Martensit entsteht – hart, aber spannungsreich. In massiven Zahnrädern funktioniert das zuverlässig. Doch bei Hohlrädern mit dünner Wandstärke summiert sich jede mikroskopische Veränderung in der Gefügestruktur zu merklichen Geometrieabweichungen: Das Bauteil kehrt oval statt rund aus dem Ofen zurück, die Innenverzahnung verläuft nicht mehr konzentrisch, und die zuvor präzise geschliffene Bohrung muss nachgearbeitet werden. Jede dieser Korrekturen verlängert den Produktionsdurchlauf und verschlingt bares Geld – in manchen Serien machen Hartnachbearbeitungen mehr als ein Drittel der gesamten Prozesskosten aus.
PLASNIT® nutzt ein ionisiertes Stickstoff-Wasserstoff-Gasgemisch bei vergleichsweise moderaten Temperaturen von rund 500 bis 580 °C. In diesem Plasma löst sich der Stickstoff, diffundiert in die Randzone des Stahls und bildet eine fein ausgeprägte Diffusionsschicht mit Druckeigenspannungen. Weil das Bauteil nicht abgeschreckt wird, bleiben Phasenumwandlungen aus; die während der Erwärmung eingeleiteten Spannungen bauen sich kontrolliert ab. Das Resultat: Der Zahnradsatz behält seine ursprüngliche Form – selbst bei sehr dünnen Ringwänden.
Bereits 2007 untersuchte die Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau (FZG) der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Höhn die Dauerfestigkeit plasmanitrierter Stähle. Nitriderspezifische Werkstoffe wie 31CrMoV9 erreichten Zahnfuß-festigkeiten bis 590 MPa und Flankentragfähigkeiten bis 1 760 MPa. Diese Werte liegen im oberen Bereich dessen, was einsatzgehärtete Bauteile bieten. In internen Programmen hat RÜBIG diese Versuche auf echte Serien¬komponenten übertragen: Hohlräder, die nach dem Einsatzhärten wegen Ovalität geschliffen werden mussten, kamen nach der Umstellung auf PLASNIT® ohne jeden Nacharbeitsschritt aus dem Ofen – bei gleichbleibenden oder sogar verbesserten Festigkeitswerten. Die Einsparung pro Bauteil lag bei über fünfzehn Prozent.
Das Plasmanitrieren bringt mehr als nur technische Stabilität. Weil der Verzug wegfällt, können Zahnradrohlinge im fertig spanend bearbeiteten Zustand in den Ofen gehen – alle Toleranzen bleiben erhalten. Produktionskosten schrumpfen an zwei Fronten: Erstens entfallen Schleifen, Honen oder Richten; zweitens reduzieren sich Ausschussquoten, weil Ausschleifer praktisch nicht mehr vorkommen. Gleichzeitig sinkt der Energiebedarf, da niedrigere Temperaturen ausreichen und kein Öl abgeschreckt werden muss. Unternehmen, die ihre CO₂ Bilanz verbessern oder REACH Konformität sicherstellen wollen, finden im Plasmanitrieren ein Verfahren ohne toxische Härtesalze oder explosive Ofenatmosphäre.
Wo Einsatzhärten Ölabschreckbäder und Abgase mit sich bringt, arbeitet PLASNIT® nahezu emissionsfrei. Das ionisierte Gas wird innerhalb des Kammerkreislaufs recycelt, Chrom(VI) oder Cyanide treten nicht auf. Wird der Ofen mit Ökostrom betrieben, ist der Prozess sogar klimaneutral. Darüber hinaus profitiert das Personal von einer sauberen, geruchlosen Arbeitsumgebung ohne Explosionsgefahr.
Der Umstieg auf E Antriebe bringt neue Getriebekonzepte: kompakte Planetenstufen mit Innenverzahnungen, die hohe Drehmomente leise übertragen sollen. Dünnwandige Hohlräder sind hier das Herzstück. Mit PLASNIT® lassen sie sich ohne geometrische Kompromisse härten. Das erleichtert Leichtbau, reduziert Geräuschentwicklung und verlängert die Lebensdauer – allesamt Schlüsselziele in elektrischen Fahrzeugen. Neue Produktionslinien können Plasmanitrierprozesse von Beginn an integrieren; bestehende Fertigungen lassen sich mithilfe schlüsselfertiger MICROPULS® Anlagen nachrüsten.
Ein Hersteller von schweren Allradachsen setzte ursprünglich ein einsatzgehärtetes Innenzahnkranz Design ein. Trotz aufwendiger Spannvorrichtungen war ein Nachschleifen unvermeidlich, um die Güteklasse 7 zu erreichen. Nach der Umstellung auf PLASNIT® blieb die Rund und Planlaufabweichung so gering, dass kein einziger Schleifdurchgang mehr nötig war. Die Kosten pro Hohlrad sanken um rund 17 Prozent, die Durchlaufzeit verkürzte sich um fast zehn Prozent, und die Geräuschmessung auf dem Rollenprüfstand bescheinigte dem Getriebe eine gleichmäßigere Lastverteilung und einen hörbar leiseren Lauf.
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Plasmanitrierte Probekörper & FZG-Tests liefern belastbare Daten für Ihre Freigabe.
Lohnhärtung in unseren Werken oder MICROPULS® Anlage bei Ihnen – wir liefern das passende Konzept.
Prozessparameter, Qualitätssicherung und Instandhaltung – Ihr Team wird umfassend geschult.
Ein schrägverzahntes Hohlrad für ein Planetengetriebe (Ø 125 mm, Breite 32 mm, m = 1,5) zeigte nach klassischer Dorn Einsatzhärtung erhebliche Maß- und Formabweichungen. Profil- und Flankenlinienfehler im Bereich mehrerer µm; die Rundheit des Bunds driftete deutlich ab. Nachträgliches Schleifen war zwingend – mit höheren Durchlaufzeiten und Kosten.
Mustercharge bei unverändertem Werkstoff (31CrMoV9) wurde plasmanitriert. Der martensitische Abschreckschock entfällt: Beim PLASNIT®-Prozess diffundiert Stickstoff bei 500–580 °C in die Randzone; Abschrecken ist nicht notwendig.
Alle Verzahnungs- und Planlauftoleranzen blieben innerhalb der Endbearbeitungswerte – Hartnachschleifen entfiel.
Einsparungen durch Wegfall von Schleifen, Richten und zusätzlicher Messzeit.
RÜBIG Härtetechnik kombiniert modernste Technologie und fundierte Branchenkenntnis, um Ihre Stahlprodukte optimal zu veredeln.
Vertriebsleiter Härtetechnik